Ein Freund von mir macht seit sehr vielen Jahren Kraftsport. Wie man an seiner Figur erkennen kann, ganz erfolgreich. Schrankmaße erreicht. Er geht ca. 3x die Woche ins Fitnessstudio und powert sich aus. Den Rest der Zeit landet sein durchtrainierter Po meist auf seinem Schreibtischstuhl, der Blick klebt am Bildschirm. Seine Mutter predigt des Öfteren, er solle sich doch ein wenig mehr bewegen und erhält dann meist eine Antwort à la „Ja, aber ich mache doch so viel Sport“.
Hm. Sport ja, aber reicht das? Darf man sich als Kraftsportler oder generell als Sportler mit Lorbeeren krönen und sich abseits der geplanten sportlichen Aktivitäten ohne schlechtes Gewissen auf die faule Haut legen?
Die richtige Antwort lautet: Nein. Darfst du nicht.
Gibt man „sitzen“ bei Google ein (bzw. bei Ecosia:-) erscheint direkt als zweiter Suchvorschlag „sitzen ist das neue rauchen“. Diese Schlagzeile macht im Moment die Runde. Schuld daran ist auch das gleichnamige Buch von Dr. Kelly Starrett, einem in Deutschland aufgewachsenen und nun in den USA lebenden CrossFit-Trainer. Recherchiert man ein wenig weiter, stößt man auf unzählige Nachrichtenseiten, die davon berichten, welche negativen Auswirkungen wir uns durch die allgegenwärtige Sitzaktivität zumuten. Unter anderem die Studie der Leicester University besagt, dass langes Sitzen das Risiko für Diabetes, Herz-Erkrankungen und frühzeitigen Tod erhöht. Und das sogar auch, wenn die empfohlenen Richtlinien für sportliche Betätigung eingehalten werden. Auch das Risiko für Darmkrebs sei massiv erhöht.
Regelmäßige Bewegung wirkt sich dagegen positiv auf unser Herz-Kreislauf-System aus, auf unsere Darmtätigkeiten und den Stoffwechsel.
Leider muss man auch sagen, dass die Studienlage insgesamt nicht besonders viele fundierte Fakten liefern kann. Mein wissenschaftlicher Verstand fragt sich auch, mit welcher phänomenalen Forschungsmethode man herausgefunden hat, dass jede Stunde Sitzen die Lebenserwartung um 22 Minuten verringert. Das besagt zumindest eine 2008 in Australien durchgeführte Studie. Schließlich wirken sich noch einige andere Faktoren negativ auf die Lebenserwartung aus.
Rechnen wir das Ganze einmal hoch. Die Lebenserwartung eines Menschen, der durchschnittlich 8 Stunden täglich sitzt, würde sich demnach pro Jahr um ca. 42 Tage verkürzen. Rechnet man damit, dass er dieses Sitzpensum über 60 Jahre beibehält, landen wir bei einer um knapp 7 Jahre verkürzten Lebenserwartung. Recht beträchtlich dieses Ergebnis und dabei kommen vermutlich sehr viele Menschen auf 8 Stunden Sitzen pro Tag.
Wieviele Stunden man nun tatsächlich früher tot ist, wenn man länger sitzt, ist vielleicht auch nebensächlich. Für mich allerdings macht es einfach Sinn, dass es nicht gesund und im Sinne des Erfinders sein kann, stundenlang seinen Podex platt zu sitzen, um sich dann wenige Stunden die Woche die Muskeln aufzupumpen (Nix gegen Kraftsport. Ich mach das auch gern ;-) oder auch 2x die Woche laufen zu gehen.
Wir einigen uns also darauf, dass jeder mehr Bewegung in seinen Alltag einbauen sollte. Hier ein paar Tipps, wie du mehr Bewegung in deinen Alltag integrieren kannst:
- Fahr mit dem Rad zum Fitnessstudio oder zur Vereinshalle. Dann bist du direkt aufgewärmt, wenn du ankommst und hinterher kannst du ein gemütliches Cool down anschließen.
- Triff dich mit Freunden statt zum Kaffeeklatsch auf der Couch lieber auf einen Spaziergang im Grünen. Ihr könnt euch ja auch einen Thermobecher mitnehmen und euren Kaffee trotzdem genießen (falls ihr auch so Kaffeeliebhaber seid, wie ich), nur eben an der frischen Luft bei ein wenig Bewegung.
- Falls es im Rahmen der Möglichkeiten liegt, fahr mit dem Rad zur Arbeit. So kannst du erfrischt und voller Energie in den Tag starten.
- Falls es zur Arbeit zu weit mit dem Rad ist, parke einen Blog weiter weg oder steige eine Haltestelle früher aus und stelle dich in Bus oder Bahn einfach mal hin, statt dich zu setzen.
- Verlege Meetings auf der Arbeit doch mal an die frische Luft. Die fördert auch die Kreativität und die Konzentrationsfähigkeit.
- Stehe beim Telefonieren auf und laufe herum statt zu sitzen.
- Verteile deine Einkäufe auf mehrere kleine Einkäufe zu Fuß oder mit dem Rad, statt eines großen mit dem Auto.
Vielleicht kannst du noch deine eigenen Geheimtipps besteuern, wie du mehr Bewegung in deinen Alltag integrierst?